Nach der Seeland Classic hatte ich Lust auf ein längeres
Rennen und nachdem die Wiederholung der letztjährigen Salzkammertrophy aus
bekannten Gründen nicht in Frage kam, viel die Wahl auf den Engadin
Radmarathon. Nicht ganz so lang wie die Trophy, aber immer noch ein kleines
langes Abenteuer.
Bei wunderschönem Sommerwetter kam ich am Sonnabend um 18
Uhr in Zernez an und nach der obligatorischen Pastaparty und der Montage der
Startnummer hiess es noch gemütlich die 17 km nach Scoul zum Hotel zu fahren.
Ich genoss die Fahrt im faszinierenden Engadiner Licht und ging früh schlafen.
Am nächsten Morgen fand ich den Weg zum Startblock nicht gleich und so stand
ich wieder viel zu weit hinten. Anfängerfehler
grgrr. So war das erste Tagesziel schon gesteckt und nach dem Startschuss versuchte
ich im Aufstieg zum Ofaspin die 150 Fahrer
vor mir zu überholen. Das
Vorhaben gelang, aber wie auf dem Foto zu sehen musste ich schon ein paar
Körner liegen lassen.
Sollte
sich das am Albula rächen?
Engadin Radmarathon/marathon-photos.com |
Das Tempo blieb auch nach der ersten Bergkuppe hoch und bald
war der Tunnel erreicht. Ich war froh als wir wieder Tageslicht zu sehen
bekamen und erstaunlicher Weise bildete sich nach einigen hektischen Kilometern
eine etwa 40 köpfige Gruppe.
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Die Rennleitung informierte uns vom Auto aus, dass
wir drei Minuten Rückstand auf drei Ausreisser
hatten. Nach Livigno ging es dann schon wieder zur Sache und die Gruppe blieb
mehr oder weniger kompakt. Auch nach der kurzen Abfahrt hiess es sofort wieder am Hinterrad
dranbleiben. Am Berg trennte sich die Spreu vom Weizen. Ich befand mich
irgendwo dazwischen und mit Schrecken sah ich, dass alle Fahrer vor mir von
Betreuern Bidons und Gels gereicht bekamen.
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Als auch an der Passhöhe keine
Verpflegungsstation zu sehen war ahnte ich Böses. Und ja, die sogenannte
Labestation befand sich etwa 300 m nach der Kuppe mitten in der beginnenden
Abfahrt. Um wenigstens eine Chance auf den Anschluss zu haben, liess ich die Isotankstelle links liegen
und mit der Hilfe von ein paar Mitstreitern gelang der Zusammenschluss zur nun 18 köpfige Verfolgergruppe noch vor dem Flachstück in Samenden. Phasenweise bildete
sich ein schöner belgischer Kreisel und das Auto der Rennleitung und die
Motoräder sorgten für echte Rennstimmung. 6 Kilometer vor Zernez war dann klar,
welche Fahrer bald die kleine Runde beenden würden. Ich ging die Attacken
halbherzig mit der Idee mit, in Zernez als erster an der Labestation zu sein.
Trotz einiger Sekunden Vorsprung verlor ich beim Bidonfüllen die Gruppe aus den Augen und bei Puls 180
musste ich das Loch im Flachstück zum Flüele zufahren. Kaum war der Puls unten begann
die Steigung und wieder war ich irgendwo zwischen Spreu und Weizen.
Im langen Anstieg verlor sowohl den Überblick
als auch den Anschluss an die ganz schnellen Bergflöhe. Es muss am Laktat gelegen haben, dass
ich mir einbildete zwei sehr bekannte
Luzerner Kuriere in Gegenrichtung fahren zu sehen… wart ihr wirlich da?? Die Abfahrt nahm ich dann alleine in Angriff. Mit 50x11 war es eine
Frage der Zeit bis ich von hinten aufgerollt wurde, aber dank einem sehr netten
und starkem Mittschreiter ging es gut
voran. Bis zum Fuss vom Albula hatte sich wieder eine kleine Gruppe
gebildet wobei er Füllstand meiner Trinkflaschen ähnlich wie die Energie in
meine Beinen mehr und mehr abnahm.
Klar war, dass ich die letzte Labestation
vor dem Aufstieg aufsuchen musste und leider war damit auch die Gruppe
weg.
Nach etwa 1000 hm Aufstieg könnte
ich nun schreiben, dass ein aktiver
Kurierfahrer aus St. Gallen an mir vorbei fuhr und und wir ein Schwätzchen
hielten. In Wahrheit wechselten wir 6
oder 7 nette Worte und er flog förmlich an mir vorbei. Ich war etwas demoralisiert
und dachte, dass das jetzt eben der Unterschied zwischen Velokurier-Opa und
knackigen Kurierbeinen sei. Auf der
Passhöhe freute ich mich wie über
Weihnachten und Geburi zusammen auf die Abfahrt, wobei sturmartige Böen schnelle Tempi verhinderten. Zum Glück
kam der Wind auf den letzten fast flachen 20 km dann von hinten und ich flog alleine,
aber mit 50 Sachen Zernez entgegen . Auf der Höhe von Scoul kam dann ein ganz
schneller Zug angerasst und ich wusste nicht, ob ich mich über eine schlechtere
Platzierung ärgern oder über einen schnelleren
Schnitt freuen sollte. Ich beschloss positiv zu bleiben und im Schlussspurt
konnte ich sogar einigermassen mithalten und konnte kaum glauben, dass ich nach
6 Stunden und 40 Minuten im Ziel war. Herzliche Gratulation auch an den anderen IGWler. Leider blieb keine Zeit, um auf die super Zeiten anzustossen.